Rezension
Ein Foto, das den Künstler Theaster Gates an seinem Arbeitsplatz in Chicago zeigte, weckte Bailey Raes Neugier. Sie nahm mit Gates Kontakt auf und besuchte ihn – und sein in einem ehemaligen Bankgebäude untergebrachtes, weltweit vielleicht einzigartiges Archiv zu afroamerikanischer Literatur und Musik, das gleichzeitig als Gallerie und Begegnungszentrum funktioniert. Die Musikerin verbrachte viel Zeit dort – und wurde von dem erstaunlichen Ort zu einem Album inspiriert, das durchaus geeignet ist, etliche bisherige Hörer vor den Kopf zu stoßen. Smoothen Neo-Soul gibt es zwar auch – aber noch eine ganze Menge mehr, Avantgardistisches, Clubtaugliches, ein ganzes Kalaidoskop voller Einflüsse, Gates‘ Museum sozusagen spiegelnd. Sogar Bailey Raes (wenig bekannte) Punk Rock-Wurzeln dürfen da wieder an die Oberfläche kommen. Ein Großwerk, für das man sich einiges an Zeit nehmen sollte… (2023)