Rezension
Zur „Auferstehungs-Symphonie“ ist vermutlich mehr geschrieben worden als zu irgendeiner anderen Mahler-Symphonie; sie war auch die erste überhaupt, von der eine Gesamteinspielung aufgenommen wurde (Mitte der 20er Jahre unter Oscar Fried). Das Werk markiert fraglos einen Gipfelpunkt der Gattung; bedeutende Einspielungen gibt es reichlich. Leonard Bernsteins letzte Aufnahme dieses Schlüsselwerkes zählt zu den größten. Schon seine Tempi sind erstaunlich – es dürfte so ziemlich die längste Fassung auf Schallplatte sein, und doch käme man nie auf den Gedanken, auch nur eine Sekunde als zu langsam oder gar verschleppt zu betrachten. Bernstein läßt jede Phrase atmen, und die fast spürbare Luft läßt das Werk gewaltiger, erschütternder klingen, als es ohnedies schon ist. Allein der Kopfsatz ist hier in seiner Wirkung kaum noch fasslich – von Anfang an, und doch wird die Dramatik bis zum Finale noch wesentlich gesteigert; jenes ist ein Moment absoluter Mahler-Ekstase. Die vokalen Beiträge von Barbara Hendricks und Christa Ludwig sind von absoluter Exzellenz; Ludwigs „Urlicht“ wäre Argument genug für diese Einspielung. Der man nur das Prädikat „essentiell“ verleihen kann… (1988/2023)