Rezension

Ein Meisterwerk der Verweigerung: Auf keinen Fall wollte Kurt Cobain ein weiteres Mainstream-kompatibles Hit-Album (auch wenn bei Veröffentlichung von „Nevermind“ mit dessen unglaublichem Erfolg kaum zu rechnen gewesen war); der Nachfolger sollte schroff und abweisend klingen, dabei ein Spiegel seiner Seele sein. Der richtige Mann dafür war Steve Albini, der einige von Cobains Lieblingsalben produziert hatte. Zwei Wochen nur benötigte die Band für die Aufnahmen in dessen eingeschneitem Studio in Minnesota; das Ergebnis war für das den nächsten Millionenhit erwartende Label ein Schlag ins Gesicht; schließlich einigte man sich auf eine (je nach Song mehr oder weniger deutliche) Neuabmischung des Albums. Welches immer noch wie ein düsterer Albtraum wirkte – und natürlich dennoch auf Platz eins in die Charts einstieg, denn zu diesem Zeitpunkt hätte Cobain auch einfach zwei Leerrillen veröffentlichen können. Viele Songs und Texte wurden später, wahrscheinlich zu Recht, als Vorboten für Cobains Suizid gedeutet, was das Album im Nachhinein gewiß nicht leichter verdaulich macht: Insbesondere das todtraurige abschließende „All Apologies“ ist ein tonnenschwerer Brocken, der immer noch an Gewicht zuzulegen scheint… – Die „Normalversion“ der 30th Anniversary-Ausgabe wird begleitet von einer 10″-LP mit den Single-B-Seiten. (1993/2023)