Rezension

Auf seinem letzten Album („Cosmic Transitions“, 2021) hatte Collier sich mit einem einzigen monolithischen Werk befaßt, John Coltranes „A Love Supreme“. Eine Hommage ist auch der Nachfolger, aufgenommen im Direktschnitt-Studio des niederländischen Night Dreamer-Labels, freilich eine mit weit größerer Streuung: Eine umfassende Ehrung all der Wegbereiter und Erneuerer aus Jazz und Soul, im Opener werden sie zu zwingendem Groove und gospeligem Backgroundgesang aufgezählt, Sun Ra und Miles, Marvin Gaye und Aretha und so viele andere, bis in die jüngste Vergangenheit. Und der nächste Track beginnt dann mit den frühen afrikanischen Wurzeln, aus denen im Verlauf alle möglichen Triebe schießen: Afrobeat, Latin Jazz, Funk, Soul; vieles spielt sich gleichzeitig ab. So vielfältig und gattungsverschmelzend die Musik, so ist auch die Band zusammengesetzt, zu der neben regelmäßigen Partnern wie James Russell Sims und Julian Davis Reid etwa Gospelsängerin Jimetta Rose, Trompeter Corey Wilkes (eher im Free-Bereich zuhause) oder der eher im Blues beheimatete Gitarrist Michael Damani zählen. In acht in allen Farben schillernden Tracks erzählt Collier vom Stammbaum afroamerikanischer Musik, und wie letztlich alles zusammengehört, vom New Orleans Jazz über Bop und Free, Afro-Cuban und Reggae bis Funk und R’n’B und Hip Hop, weil alles dieselben Ursprünge hat. So komplex und vielschichtig diese Musik ist, so natürlich und unmittelbar verständlich ist sie. Und der Direktschnitt, mit dem die Unmöglichkeit verbunden ist, im Nachhinein noch etwas ändern zu können, ist hier kein audiophiles Gimmick, sondern Teil des musikalischen Konzepts. (2023)