Rezension
Aus heutiger Perspektive ist’s ja kaum noch wirklich vorstellbar, aber als Muddy Waters die Blues-Bühne betrat, galt er vielen Puristen als zu wild, zu laut und vor allem zu elektrisch. Daß Muddys erstes echtes Studioalbum dann ausschließlich Songs des Country Blues-Urvaters Big Bill Broonzy enthielt, war zwar einerseits natürlich eine Hommage (zumal Broonzy zu den Förderern des „jungen Wilden“ zählte); andererseits aber auch eine Provokation. Denn Muddy ließ die Songs rocken. Womit er freilich nicht nur bewies, daß Broonzys großartige Songs in jedem Arrangement funktionieren, sondern nicht zuletzt auch, wie nah er selbst (elektrisch oder nicht) an der Tradition war und sich ihr verpflichtet fühlte… – Der Titel variiert übrigens je nach Ausgabe: Mal mit, mal ohne „The Songs Of“, auch der „Broonzy“ fehlt bei einigen Editionen. (1960/2023)