Rezension
Es gibt wohl nur sehr wenig, was der britische Bassist und Komponist (Jahrgang 1946) in seinem Musikerleben nicht gemacht hat. In den 60ern gehörte er zum Kern der aufregenden Londoner Jazz-Szene, später arbeitete er mit Avantgardisten und Experimentalmusikern ebenso zusammen wie mit Alan Parsons oder Elton John und schrieb Filmmusik. Seit der Jahrtausendwende ist Daryl Runswick vor allem kompositorisch tätig. „Four Nocturnes“ ist eine Vertonung von vier Byron-Gedichten, mal episch, mal lyrisch oder auch grotesk, das abenteuerliche Leben des großen frühromantischen Poeten spiegelnd. Ursprünglich eine Auftragsarbeit, der Runswick selbst keine allzu große Bedeutung beimaß, entwickelte das Werk ein Eigenleben und wurde seine bis dato erfolgreichste klassische Komposition. Nicht weniger spannend die „Sonate“ für Bratsche und Klavier: Anstelle der traditionellen Sonatenform wählte Runswick eine Abfolge von 13 knapp einminütigen „Sätzen“, in denen das Hauptthema immer wieder anders verarbeitet wird – über einen Variations-Zyklus allerdings geht das melodisch reiche Werk weit hinaus. Eine sehr lohnende Erweiterung des Bratschen-Repertoires, die sicherlich ihren Weg in die Konzertsäle finden wird! (2024)