Rezension

Die Sonne scheint natürlich auch auf diesem Album nicht. Aber die Nacht ist ungewöhnlich klar. Mit knapp 40 hatte die Songwriterin beschlossen, ihr Alkoholproblem in den Griff zu bekommen. Nachdem dies erreicht war (und man glaubt gerne, daß Wolfe zu den Menschen gehört, die das wirklich mit reiner Willenskraft schaffen), schrieb sie neue Songs, für deren Realisierung sie sich dann David Sitek als Produzenten ins Boot holte – ein Spezialist für detaillierte Inszenierungen, aber auch für Charakterstimmen. Die Kooperation hätte kaum besser laufen können: Selten, wenn überhaupt jemals, waren Wolfes düstere, doch bilderstarke Songs („Bathing in the blood of who I used to be“ als Sinnbild für einen Neuanfang, um nur ein Beispiel zu nennen), so gut ausgeleuchtet – ohne daß man die Gegenwart von Licht überhaupt wahrnimmt. Aber die bedrohlichen Konturen sind messerscharf. Eines ihrer stärksten Werke bislang. (2024)