Rezension
Auf seinem dritten Blue Note-Album gibt der Gitarrist sich geradezu formwandlerisch – schon bei den ersten beiden Tracks, der sanften Elegie „Hymnal“ mit Bassist Jorge Roeder und zärtlich-dezenten Streicherarrangements von Patrick Warren und dem folgenden wild bockenden „Northern Shuffle“ mit rotzigem Saxophon von Levon Henry, könnte der Unterschied kaum größer sein. Es folgen u.a. der elegante Folk Jazz von „Omission“, abstrakte Avantgarde (das an Jimmy Giuffres spätere Alben erinnernde „South Mountain“), wunderbare Solo-Akustik-Momente („Myself Around You“), auch Ausflüge auf traditionelles Blues- oder Swing-Terrain. Die beiden Erweiterungen des Stammtrios mit Roeder und Drummer Dave King, Henry an verschiedenen Holzblasinstrumenten und Warren, der auch als Keyboarder (unter anderem an einem elektrischen Wurlitzer Piano und am Dulcitone, einem obskuren Tasteninstrument aus dem 19. Jahrhundert) in Erscheinung tritt, setzen dabei immer wieder spannende Akzente. Daß aus dieser Flut an Stilen und Einflüssen dann doch ein Album wurde, ein sehr gut aufgebautes sogar, ist Produzent Joe Henry zu verdanken – auf dessen Konto auch der warme, organische Klang gehen dürfte. Auf das überragende „View With A Room“ (2022) folgt jedenfalls direkt das nächste Großwerk… (2024)