Rezension
Ihre Eltern waren die vielbeschäftigte Sängerin Carline Ray und der Jazzpionier Luis Carter, der in den 1920ern in King Olivers legendärer Band spielte und in den 30ern die Band von Louis Armstrong leitete. Sie selbst hatte ihre musikalische Laufbahn spät begonnen, mit Ende 30, und zunächst auch eher im Pop-Sektor, als Backgroundsängerin – für immerhin David Bowie und Steely Dan, unter anderem. Jazz sang sie zunächst als Hobby, erst 2006 erschien ein erstes eigenes Album. Dem folgten dann allerdings regelmäßig weitere, stets zu begeisterten Kritiken. Mit Mitte 60 nahm sie dann „Send For Me“ auf – eine Hommage an den Jazz ihrer Eltern, von New Orleans bis Swing; die den Groove tragenden Instrumente sind oftmals Tuba und Banjo. Was dieses Album (von Russells gesanglicher Klasse abgesehen) zu einem besonderen macht, ist insbesondere die Repertoireauswahl – die einem wieder einmal vor Augen führt, wie dick dieses Great American Songbook denn eigentlich ist. Denn die üblichen Klassiker wird man hier nicht finden – Russell förderte stattdessen ein Dutzend Schätze zu Tage, denen die meisten modernen Hörer hier wohl zum ersten Mal begegnen, da sie seit den Tagen der Schellackplatte kaum noch jemand sang. Ein Fehler, wie man schnell bemerkt… – Natürlich glänzt auch diese Dot Time-Eigenproduktion mit exzellenter Klangqualität! (2022)