Rezension
Es ist viel Zeit vergangen seit dem 2018er Großwerk „Aviary“. Zeit, die für Julia Holter von extremen Erfahrungen geprägt war: Der Tod ihres Neffen, die Geburt ihrer Tochter, dazu kreative Abenteuer wie die Kooperation mit Alex Temple und dem Spektral Quartet „Behind The Wallpaper“. Man wird sich daher kaum wundern, wenn dieses Album doch deutlich anders klingt als sein Vorgänger. Wobei die grundsätzliche Komplexität ihres Songwritings und der immer wieder beeindruckenden Arrangements geblieben sind – doch wirkt ihre Musik hier klarer, auch fließender. Definitiv zugänglicher, ohne an Anspruch eingebüßt zu haben. Mehr denn je verschwimmen die Grenzen zwischen Pop und Experiment, und mehr denn je gibt es außer vielleicht Kate Bush kaum noch jemanden, der oder die sich zum Vergleich anbieten würde… Bei Großkunstwerken solchen Formats sollte man mit vorschnellen Urteilen vorsichtig sein, aber es könnte sein, daß „Aviary“ hier noch überstrahlt wird… falls das auf diesem Niveau noch eine Rolle spielt. (2024)