Rezension
Der Gitarrist hatte sich eben erst aus dem Stand mit dem „Timeless“-Album als einer der bedeutendsten Erneuerer der Jazz-Gitarre etabliert. Noch deutlicher wurde seine Vision auf dem noch im selben Jahr erschienenen Nachfolger, wieder mit Jack DeJohnette am Schlagzeug, doch mit Bassist Dave Holland anstelle von Keyboarder Jan Hammer. Mit den Brecker-Brüdern hatte er sich zuvor im Fusion-Sektor ausprobiert, empfand das Rock-betonte Konzept aber als unbefriedigend. Für das, was er hier nun vorstellte, gab es keinen Namen, es war eine neue Jazz-Form, basierend auf gleichberechtigter Kommunikation zwischen den Musikern. Was Bass und Schlagzeug hier beitragen, hat nichts mehr mit der tradierten Rhythmus-Rolle zu tun: Man hört drei Solisten in spannenden Trialogen. Bezeichnenderweise stammen die sechs Kompositionen auch durchweg von Holland (vier) und DeJohnette (zwei), nur bei dessen „Unshielded Desire“ schrieb Abercrombie mit. Visionäre Musik, die zudem in einem halben Jahrhundert kaum gealtert scheint. (1975/2024)