Rezension
Auf diesem Downtempo-Set kann die Ellington-Band zwei ihrer Stärken besonders zur Geltung bringen: Klangfarben und Subtilität. Denn anstelle des vollen Big Band-Bretts regieren auf dieser (glücklicherweise auch vorzüglich aufgenommenen) Balladen-Sammlung die Zwischentöne, die Nuancen. Obendrein gibt es ein paar echte Überraschungen: Beispielsweise, wenn Trompeter Ray Nance in „Autumn Leaves“ zur Violine greift und sich als hochklassiger Geiger entpuppt (der Song enthält auch einen starken Gastauftritt von Sänger Ozzie Bailey, mit dem Ellington schon bei „A Drum Is A Woman“ zusammenarbeitete). Der Meister selbst hat einige delikate Klaviermomente; die großen Solisten des Orchesters (Paul Gonsalves, Shorty Baker, Johnny Hodges, Jimmy Hamilton, Harry Carney) kommen natürlich auch zum Zug. Als (Eng-)Tanzplatte war das Album damals konzipiert, aber Ellington wäre nicht Ellington, wenn er dabei nicht reichlich musikalische Substanz untermengen würde: Ob auf der Tanzfläche oder im Hörsessel ist dies ein Traumalbum. Klanglich sollte der neu von Chris Bellman gemasterte 45 UPM-Umschnitt die mit der 33er-Ausgabe gesetzte labeleigene Meßlatte noch einmal höher hängen; überdies sind ganze vier erstmals auf Vinyl zu hörende Bonustracks aus den damaligen Sessions geboten! Begleitet wird die Edition zudem von einem sechzehnseitigen Booklet mit neuen Linernotes und vielen raren Archivfotos. (1958/2024)