Rezension
Dieses vierte Album war ein großes Wagnis für den nach drei Hit-LPs erfolgsverwöhnten Gitarristen, denn mit der bisherigen Latin-Rock-Formel wird gebrochen zugunsten starker Einflüsse aus dem Electric Jazz der Ära. Seine Woodstock-erprobte Band hatte sich nach der Tour zum dritten Album aufgelöst; „Caravanserai“ wurde zwar zum Teil mit alten Santana-Musikern eingespielt, doch hat jeder Titel seine eigene Besetzung. Gesang ist nebensächlich, die Gitarre hat die eigentliche melodische Führung. Und hier zeigt sich mehr denn je, daß dieser Carlos Santana mal einer der innovativsten und größten Meister des Instruments war; von der Formelhaftigkeit vieler späterer Alben ist noch nicht einmal etwas zu ahnen. ‚Körperlos‘ im besten Sinne ist sein Spiel, dem scheinbar keine natürlichen Grenzen gesetzt sind – in immer neue Weiten und Höhen führen seine Soli. Der kommerzielle Erfolg war dann übrigens kaum geringer als bei den Platin-Vorgängern. Wohlverdientermaßen! – MFSL-HQ-Ausgabe, Mastering von Krieg Wunderlich. (1972/2024)