Rezension
Dem Geschwisterpaar Mendelssohn ist dieses Album der ältesten Schwester der Musikerfamilie Kanneh-Mason gewidmet. Den Anfang macht eine hochemotionale, im Kopfsatz nachgerade brennende Interpretation von Felix’ erstem Klavierkonzert – jenem Werk, das seine Schwester im Februar 1838 bei ihrem einzigen größeren öffentlichen Auftritt spielte. Es folgen zwei Transkriptionen aus dem “Sommernachtstraum”, das Scherzo bearbeitet von Rachmaninoff, die Nocturne von Moritz Moszkowski – beides reine Magie, man meint, den Feenstaub auf der Haut zu fühlen. Danach: “Auf den Flügeln des Gesanges” in der Liszt-Bearbeitung, dann zwei “Lieder ohne Worte”, die Lust auf eine Gesamteinspielung machen. Der Rest des Programms gehört Fanny: Zunächst eines ihrer vielen (aber nicht zu unterschätzenden) kleinen “Salonstücke”, ein Notturno in G-Moll – dann der eigentliche Höhepunkt dieses Recitals: Die sogenannte “Oster-Sonate”, entstanden 1828, lange Zeit verloren geglaubt – und bei ihrer Wiederentdeckung im Jahre 1970 fälschlicherweise Felix zugeschrieben. Erst im Jahre 2010 wurde der Fehler aufgrund neuer Belege zur Urheberschaft korrigiert. Kanneh-Mason interpretiert dieses Hauptwerk voller Leidenschaft – ein unwiderlegbarer Beweis, daß Fannys Talent als Komponistin um nichts geringer war als das ihres Bruders… (2024)