Rezension
Die Luftfahrtpionierin Amelia Earhart wollte die erste Frau sein, die mit dem Flugzeug die Erde umrundete; ihr Flugzeug verschwand am 2. Juli 1937 unter bis heute nicht geklärten Umständen über dem Pazifik. Ihrem Flug widmete Laurie Anderson bereits 1999 ein Werk, das allerdings nur live aufgeführt wurde – ein Vierteljahrhundert später folgt nun endlich eine überarbeitete Studioversion dieses wesentlichen Anderson-Werkes. Anderson selbst übernimmt den größten Teil des überwiegend (aber nicht ausschließlich) im Spoken Word-Modus vorgetragenen Vokalparts, gelegentlich assistiert Anohni. Instrumentiert ist das Stück nun vornehmlich mit Streichern, von Andersons eigener Bratsche über ein Streichtrio bis zum Symphonieorchester (Filharmonie Brno). Es ist eine Art musikalisches Hörspiel, inhaltlich gespeist aus historischen Funksprüchen, Telegrammen und Earhearts von Anderson imaginierten Gedanken im Cockpit. Von Musik wie Stimme geht dabei ein hypnotischer Sog aus, und wiewohl natürlich das tragische Ende unvermeidbar (da historisch) ist, ist die Stimmung überwiegend eine positive. (2024)