Rezension
16 Jahre nach ihrer ersten, bereits allenthalben gefeierten 1999er Goldberg-Aufnahme sah die heute in London lebende kanadische Pianistin (ohne Frage eine der bedeutendsten lebenden Bach-Koryphäen) die Zeit für eine Überarbeitung gekommen. Diese macht sich nicht nur in den teils deutlich langsameren Tempi bemerkbar. Da ist unüberhörbar mehr Elastizität, Hewitt betont nun das tänzerische Element in Bachs Musik. Ihr Anschlag ist oftmals weicher, leichter; gleichzeitig aber sind die Kontraste schärfer, und gerade die ruhigeren Variationen scheinen (noch) mehr Tiefgang zu haben. Wohlgemerkt: Dies alles vor dem Hintergrund einer älteren Aufnahme, die völlig zu Recht bei Erscheinen allenthalben euphorische Kritiken erhielt. Hewitt trat mit dem Goldberg-Zyklus bereits 1973 öffentlich auf (da war sie gerade 14) und hat seither nie aufgehört, sich mit diesem Werk zu beschäftigen. Vermutlich gibt es niemanden auf der Welt, der es so gut kennt wie sie – und diese lange Erfahrung kann man auf dieser Aufnahme hören… Klangliche Bestnoten darf man hier auch vergeben: Tonmeister Ludger Böckenhoff (!) fing den Klang von Hewitts wunderbarem Fazioli-Instrument in der für ihre hervorragende Akustik bekannte Berliner Christuskirche perfekt ein! (2015/2024)