Rezension
Eine Überraschung war dieses Album nicht – was daran lag, daß es schon ein Album in derselben Besetzung gab, erschienenen 1997. Wie lyrisch, zart und ökonomisch die in der Avantgarde-Szene der 80er bekannt gewordene Pianistin das Klavier bedienen konnte, war also schon bekannt, wie gut dieses Trio zusammenpaßte ebenfalls. Hier scheint es allerdings noch mehr zusammengewachsen zu sein. Crispells Spiel ist abermals wie Feengesang, fragil, glasklar, von unberührbarer Schönheit; und doch ist es Teil eines einzigen Organismus’, von Gary Peacocks Bass und Paul Motians sagenhaft musikalischem Drumming unmöglich zu trennen. Jedes Mitglied des Trios brachte zur Session eigene Kompositionen aus dem jeweiligen Backkatalog mit, sie reichen zurück bis in die frühen 1970er. Die hier zu hörenden Versionen sind dabei nicht bloße Neuaufnahmen, die Stücke werden komplett neu gedacht und sind oft nicht wiederzuerkennen. Produzent Manfred Eicher schlug dann noch vor, einige reine Improvisationen ohne vorgegebene Themen zu versuchen – die Ergebnisse sind die stärksten Momente dieses Albums: Der Definition nach ist das wohl Free Jazz. Nicht einmal bei Jimmy Giuffre klang der aber je so zart – und geradezu berückend schön. – Erstmals auf Vinyl. (2024)