Rezension
Inzwischen sollte sich herumgesprochen haben, daß man sich bei dem serbischen Violinisten nicht durch den gewaltigen Haarschopf und das exaltierte Auftreten davon ablenken lassen sollte, daß hier ein außergewöhnlicher Musiker am Werke ist. Ja, einige von Radulovics Alben zielen klar auf den Crossover-Markt. Die meisten aber nicht. Dies ist bereits das zweite ganz dem Thomaskantor gewidmete Album. Neben dem Konzert für Oboe und Violine (mutmaßlich die Urfassung des späteren Konzertes für zwei Cembalos BWV 1060) gibt es vor allem sehr spannende Transkriptionen – etwa des Präludiums der ersten Cello-Suite oder der Sicilienne aus der Flötensonate BWV 1031 oder, in größerem Maßstab, des Cembalokonzertes BWV 1052. Allesamt mit großem Respekt vor der Originalfassung und mit sehr gut hörbarem Bach-Verständnis. Besondere Highlights sind das Arrangement des „Erbarme Dich“ aus der Matthäus-Passion mit Countertenor-Star Philippe Jaroussky – und eine schon ziemlich spektakuläre Bearbeitung der populären Badinerie aus der zweiten Orchestersuite! Letzteres die einzige Nummer, bei der man Radulovic Showmanship vorwerfen könnte. Macht aber Spaß… (2024)