Rezension
Daß der „Erfinder des Tenorsaxophons“ (zumindest, was den Jazz betrifft) überhaupt für das Impulse!-Label, das sich ja vor allem Innovation auf die Fahnen geschrieben hatte, aufnahm, mochte damals überraschen. Jedoch: Bob Thiele, Hausproduzent der Firma, war ein weitsichtiger Mann, der einen nicht zeitgebundenen Sound durchaus erkannte und zu schätzen wußte. So einen wie den von Hawkins hier: Der damals bereits 58jährige Veteran ist bester (Spiel)laune und suchte sich das Repertoire mit einigem Humor aus. Allein die Eröffnungsnummer, das Kinderlied „Go Lil Liza“, vertreibt jeden Anflug von Alltags-Frustration schlagartig. Was folgt, ist schalkhaft in den schnellen und charmant in den langsameren Nummern – und nie, niemals hat man das Gefühl, Hawkins‘ Jazz-Auffassung sei auch nur ansatzweise veraltet: Der Mann stand mit beiden Beinen in der Gegenwart, „Today And Now“. Deswegen paßt er – wie sein Generationsgenosse Ben Webster, der ja auch eine erstklassige Impulse!-Session aufnahm – auch ganz problemlos ins Labelprofil, neben Mingus, Coltrane, Archie Shepp und Pharoah Sanders… (1962/2024)