Rezension
„The Best Is Yet To Come“ nannte der Nestor der deutschen Jazzszene die Box mit ausgewählten Alben, die er 2019 anläßlich seines 90. Geburtstages herausgab: Ans Aufhören dachte Rolf Kühn niemals. „Fearless“ ist sozusagen die Erfüllung dieses Versprechens, ein letztes grandioses, mutiges, nach vorne blickendes Album, aufgenommen im Juni 2022, nur zwei Monate vor seinem Tod, und kein bißchen fragil oder brüchig klingend. Zusätzliche Energie (wenn er sie denn nötig hatte) konnte der Pionier des deutschen Jazz jederzeit aus seinem überragenden Mehrgenerationenquartett ziehen, bestehend aus Pianist Frank Chastenier (Jahrgang 1966), dem kolumbianischen Drummer Tupac Mantilla (1978) und Bassistin Lisa Wulff (1990), die alle Wesentliches zu diesem Album beitragen, das durchaus etwas von einem Resümee hat: Kühns Avantgarde-Seite kommt ebenso zum Zuge wie sein nicht unerhebliches lyrisches Talent – letzteres etwa in einer zutiefst berührenden Version von Eric Claptons „Tears In Heaven“. Man darf im Falle Rolf Kühns wohl von einem langen und bis zum Ende erfüllten Leben sprechen. Aber er fehlt dennoch. (2024)