Rezension
Nicht Chopin, dessen erste Nocturnes 1827 entstanden, sondern der britische Frühromantiker John Field (1782-1837) gilt als Erfinder der Form, auch wenn es „Nachtstücke“ natürlich schon früher gab (dann meist italienisch „Notturno“ genannt). Chopin war sich Fields Pionierarbeit durchaus bewußt und schätzte dessen Nocturnes (deren erste wohl um das Jahr 1808 entstand) sehr, ebenso die Kollegen Liszt und Schumann, doch hielten sie sich nicht im Konzertrepertoire und wurden nach und nach ein Fall für Musikologen. Alice Sara Ott entdeckte die Nocturnes während der Pandemie – und verliebte sich in Fields Musik, die in der Tat nicht nur unmittelbar charmant klingt, sondern auch eine Brücke darstellt zwischen Mozart und Chopin. Es ist dies wohl die erste Gesamteinspielung auf einem Major-Label – und vielleicht der Anfang einer Field-Renaissance. Zumindest die Nocturnes verdienen es, wieder gehört zu werden. (2025)