Rezension

Es wäre zu weit aus dem Fenster gelehnt, hier Free Jazz-Vorgriffe zu attestieren. Aber dennoch: Insbesondere das Spiel des Trompeters und Bandleaders Reece auf dem Titelstück ist von aufregender Unvorhersagbarkeit. Art Taylors Hochgeschwindigkeits-Schlagzeug und Lloyd Thompsons dagegenlaufender, gelassener Bass scheinen beide auf anderen Planeten stattzufinden, aber (wie sich das für ein anständiges Sonnensystem gehört) letztlich gehört doch alles zwingend zusammen. Es wäre jetzt bequem, eine Parallele zu der aus britischen (Tubby Hayes, Tenorsax; Terry Shannon, Klavier), amerikanischen (Donald Byrd und Taylor) und einem kanadischen (Thompson) Musikern zusammengewürfelten Band zu ziehen – aber ein Zufallsergebnis ist die Nummer definitiv nicht. Denn die anderen Titel – im Vergleich zum Opener zwar beinahe ‘konventioneller’, aber unbedingt hochklassiger Hardbop – zeigen das souveräne Zusammenspiel des Sextetts aufs Deutlichste. Und belegen obendrein, daß der in Jamaica geborene und hauptsächlich in London und Paris wirkende Reece ein ganz herausragender und sicherlich sehr unterschätzter Meister seines Instruments war! (1958/2025)