Rezension
Man muß diese Stimme hören, sonst glaubt man es nicht. Das war schon bei den ersten Alben des Schweizers so. Schaerer hat eine Stimme wie niemand sonst, er klingt selbst dann wie ein Countertenor, wenn er gar nicht im Falsett singt, und er kann auch sonst Dinge tun, die bei jedem anderen aufgesetzt und anstrengend wirken würden. Das Improvisieren in Phantasiesprachen gehört etwa dazu. Schaerer kann seine Stimme frei fließen lassen, und stets nimmt sie einen mit, niemals ist da irgendetwas Unangenehmes oder Sperriges. Dabei ist die Musik, die er mit seinem Quartett aus Schlagzeuger Lucas Niggli, Gitarrist (elektrisch!) Kalle Kalima und Akkordeonist Luciano Biondini kreiert, durchaus komplex, man ist nur längst mittendrin, bevor einem das auffällt. Analytisch betrachtet, könnte man sie mit demselben Recht als Jazz oder als Prog Rock bezeichnen, wirken tut sie allerdings mehr wie ein Folk Song oder ein Madrigal. Absolut einzigartig, und dringend auch Menschen ans Herz gelegt, die mit Jazzgesang jenseits von Ella und Sassy normalerweise ihre Probleme haben. (2025)