Rezension

Die Zeiten sprachen absolut gegen solch ein Album: Fusion war das Idiom für virtuose Gitarristen. Doch Joe Pass, 44 und endlich Heroin-frei, wählte für sein Pablo-Debüt den entgegengesetzten Weg und spielte ein reines, quasi akustisches Solo-Album ein. Seine Gibson ES-175 ließ er dabei oft beinahe wie eine spanische Gitarre klingen. Seine Technik ist atemberaubend (wie das New York Magazine einst schrieb: „Joe Pass looks like somebody’s uncle and plays guitar like nobody’s business“), doch wird sie von Pass‘ tiefem musikalischem Verständnis noch überstrahlt: Ähnlich seinem guten Freund und sehr bald engem musikalischem Partner Oscar Peterson spielt Pass zwar eine Menge Noten, aber niemals auch nur eine zuviel. Für Norman Granz, der Pass bei seinem scheinbar unpopulären Vorhaben unterstützte, sollte sich das Vertrauen auszahlen: Das Album wurde mit begeisterten Kritiken nachgerade überschüttet, wurde zum Katalog-Klassiker und zählt bis heute zu den besten Solo-Gitarren-Alben der Jazzgeschichte. – Die Neuausgabe wurde bei Cohearent Audio gemastert und bei RTI gepreßt! (1974/2025)