Rezension
Als Ace Of Cups 1967 gegründet wurden, waren sie eine der ersten rein weiblich besetzten Rockbands überhaupt. Bis dahin gab es nur Vocal Groups mit männlichen Musikern im Hintergrund; dieses Quintett spielte seine Instrumente selbst – und schrieb auch eigene Songs. Daß die Band wirklich gut war, sprach sich in der Bay Area zwar durchaus herum, die Plattenindustrie war jedoch desinteressiert; 1972 löste sie sich auf, ohne auch nur eine Single veröffentlicht zu haben. Der Mythos lebte aber fort, und 2003 erschien endlich eine CD mit 1968er Aufnahmen – Demos, Proberaum- und Livemitschnitte –, die den inzwischen legendären Ruf der Formation durchaus bestätigte. Es folgte 2008 die Veröffentlichung eines TV-Auftritts aus demselben Jahr. Bald darauf spielte die Originalbesetzung wieder Konzerte; 2016 begannen die Aufnahmen am verspäteten Debüt, das zwei Jahre später dann tatsächlich erschien – mit Gastauftritten alter Freunde wie Jorma Kaukonen, Jack Casady, David Freiberg, Barry Melton, David Grisman oder Bob Weir. Auf das zweite Album mußte man nicht ganz solange warten; den fünf Mitsiebzigerinnen ist wohl auch bewußt, daß sie nicht mehr alle Zeit der Welt haben. Und gerne taucht man noch einmal in diese Hippie-Welt ein, die heute wie ein fremder Planet wirkt, sich hier aber vollkommen authentisch anfühlt – weil sie’s ist. Was die Band vor über 50 Jahren für Platten hätte machen können, kann man nur ahnen; man darf aber davon ausgehen, daß die maskuline Arroganz der Plattenfirmen da etliche echte Klassiker verhindert hat. Denn was man hier zu hören bekommt, ist schon in jeder Beziehung erstklassiges Material. Angereichert auch diesmal mit dem einen oder anderen Cameo, deutlich weniger als beim Debüt jedoch – die Band hat sie auch nicht wirklich nötig. Einen muß man dennoch erwähnen: Die Leadvocals von Woodstock-Legende Wavy Gravy, längst deutlich jenseits der 80, in „Basic Human Needs“ sind schon sehr berührend. (2020)