Rezension

Der Basston ist sofort identifizierbar, der Jubel im Publikum bei den ersten Tönen von „Cominando“ entsprechend. Mit 81 Jahren hat dieser Charakterton nichts an Präzision, Klarheit und Autorität eingebüßt. Eine Autorität, die nicht gleichbedeutend ist mit Dominanz, denn natürlich läßt Carter seinem hervorragenden Quartett aus Pianistin Renee Rosnes, Jimmy Greene am Tenorsax und Schlagzeuger Payton Crossley (seit gut zwei Dekaden Carters Drummer!) jeden notwendigen Raum! Die Luft im Raum vibriert, wenn diese Band spielt. Gar nicht so selten fühlt man sich an die Intensität des legendären Miles Davis Quintet erinnert, dessen Teil Carter ja vor über einem halben Jahrhundert war. Das Publikum, das da am 17. November 2018 im Stockholmer Jazzclub Fasching (der heißt wirklich so) anwesend war, ist jedenfalls zu beneiden. Immerhin ist die Aufnahme des Mitschnitts so gut, daß man mehr als eine Idee von der Atmosphäre des Abends bekommt… – Die signierte Ausgabe zum Record Store Day (immerhin 2000 Exemplare!) war so schnell vergriffen, daß das Label sich zu einer Zweitauflage (ohne Unterschrift, technisch aber natürlich identisch) entschied. Erfreulich. (2020)