Yannick Nézet-Séguin

Introspection: Solo Piano Sessions

Label/AN:  Deutsche Grammophon, 4860617
Format:  LP 180g

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Rezension

Als Dirigent zählt der 46jährige Kanadier zur Weltspitze, spätestens seit er 2012 das Philadelphia Orchestra von Charles Dutoit übernahm. Daß er auch ein hervorragender Pianist ist, war hingegen bislang wenig bekannt. Es war nicht nur die Pandemie, die ihn motivierte, ein reines Klavier-Album aufzunehmen, sondern auch der Tod seiner einstigen Lehrerin Anisia Campos, die 2020 im gesegneten Alter von 92 Jahren starb und der dieses Album gewidmet ist: Er verdanke ihr beinahe alles, was er über Musik wisse, so Nézet-Séguin. Das Programm besteht dem Anlaß entsprechend und wie es der Titel beschreibt, aus introspektiven Stücken – solchen wie Debussys „La cathédrale engloutie“, wie Chopins G-Moll-Nocturne oder Mozarts „Adagio“ KV540, hier mit allen Wiederholungen eine fast 15minütige Meditation und das Kernstück der Sammlung. Deren dunkles B-Moll (Mozart verwendete es nur bei zwei Instrumentalstücken) ist die vorherrschende Tonart: wir finden sie hier auch in Werken von Brahms, Rachmaninoff und Scarlatti. Erstaunlich ist, wie hier Stücke aus allen Epochen vom Barock bis in die Gegenwart verbunden werden; das jüngste Werk ist „D’après Hopper“, das der kanadische Komponist Éric Champagne sogar eigens für seinen Landsmann geschrieben hat. Dessen Interpretationen sind außerordentlich klangschön: Man meint zu hören, daß dieses Klavierspiel von einem stammt, der orchestral zu denken gewöhnt ist. (2021)

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