Rezension
Das Debüt des Justin Vernon a.k.a. Bon Iver („For Emma, Forever Ago“, 2008) ist eines der ikonischen Alben des Neo Folk – kaum eine Genre-Rezension, in der es nicht als stilistischer Anhaltspunkt erwähnt würde. Nun, der Satz „klingt ein bißchen wie Bon Iver“ dürfte seine Bedeutung jetzt gründlich ändern. Denn Vernon sah offenbar keinen Anlaß, das extrem reduzierte, intime Erstwerk zu wiederholen – und nahm seine Songs aus der Blockhütte (wo „For Emma…“ ja tatsächlich entstand) mit in die Großstadt. Das spiegelt sich nicht nur in der Produktion wider, sondern auch in der Besetzung: Statt einer einsamen Akustikgitarre gibt es nun kunstvolle Arrangements mit Bläsern, Streichern, Vibraphon, Pedal Steel und Elektronik. Doch Vernons einzigartige Stimme sorgt dafür, daß Bon Iver Bon Iver bleibt – und das zweite Album durchaus mit dem Debüt verbunden ist. Man braucht, wenn man mit jenem im Ohr an das Zweitwerk herangegangen ist, vielleicht ein wenig Zeit, um sich darauf einzustellen – dann wird man jedoch feststellen, daß es seinem Vorgänger weder in Qualität noch in Schönheit nachsteht… (2011)