Rezension
Als David Olney im Januar 2020 auf der Bühne einen tödlichen Herzanfall erlitt, verlor die Welt einen der ganz großen amerikanischen Songwriter. Wiewohl gerne als Nashvilles Antwort auf William Shakespeare bezeichnet, blieb Olney Zeit Lebens eher ein Geheimtip, dessen Platten auf kleinen Spezialistenlabels erschienen. Die Arbeit mit dem seit 2016 ebenfalls in der Music City lebenden Ehepaar Anana Kaye/Irakli Gabriel (letzterer produzierte das Album) war seine letzte, Gabriel schloß die Arbeiten daran exakt an dem Tag ab, als Olney auf der Bühne zusammenbrach. Der dunkle Ton des Albums (die Walkabouts sind nicht weit weg) legt fast nahe, Olney habe geahnt, daß seine Uhr abläuft – aber das ist natürlich Spekulation. Ein Vermächtnis ist es so oder so, die letzten Worte eines der großen Poeten unter den Singer/Songwritern der Gründergeneration. Und in Anana Kaye hatte er eine wunderbare musikalische Partnerin gefunden. Natürlich möchte man bedauern, daß diese Zusammenarbeit nicht fortgesetzt werden kann – doch sollte man vielmehr glücklich sein, daß zumindest dieses eine großartige Album existiert. Olney würde es gewiß so sehen. (2021)