Als die CD-Version dieses höllischen Spektakels 1998 veröffentlicht wurde, war das ein direkter Angriff auf eine audiophile Legende: „Witches Brew“, eine der spektakulärsten RCA-LPs der Living Stereo-Ära (LSC-2225), Vorführ-LP par excellence und ebenfalls mit Repertoire aus dem Hexenkessel der Romantik bestückt, mit Ausnahme von Malcolm Arnolds Konzert-Ouvertüre „Tam O’Shanter“ aus dem Jahre 1955. Letztere hat Eiji Oue hier ebenfalls aufgenommen, weitere direkte Vergleiche kann man mit Mussorgskis „Nacht auf dem kahlen Berge“, Saint-Saëns‘ „Danse Macabre“ und Liszts „Mephisto-Walzer Nr.1“ anstellen. Vergleiche, die insbesondere bei der nun endlich erschienenen Analogversion (nicht nur die Bläser haben dadurch gewonnen) der Reference-Aufnahme äußerst knapp ausfallen und – bei allem Respekt vor Kenneth Wilkinson und der fabelhaften Kingsway Hall-Akustik – in einigen Passagen sicher auch für Keith O. Johnson entschieden werden müssen. Vor allem in den leisen Passagen, die Oue äußerst differenziert ausgearbeitet hat, scheint die jüngere Aufnahme das Sinistre, Unheimliche dieser Werke noch intensiver abzubilden. Was keineswegs bedeutet, daß dieses Album in Sachen Extrem-Dynamik so ohne weiteres den Kürzeren zieht: Wenn’s auf dem kahlen Berg so richtig laut wird, zieht man auch hier schon mal vorsichtshalber den Kopf ein! Einen Pluspunkt gibt’s auch noch fürs Repertoire: Neben den Genre-Hits in hervorragenden Ausführungen (sehr gelungen auch Dukas‘ „Zauberlehrling“!) finden sich hier auch einige Repertoire-Raritäten, etwa Liadows Orchesterminiatur „Baba Yaga“, César Francks kaum eingespielte Sinfonische Dichtung „Le Chasseur maudit“ oder Johann Strauss‘ „Luzifer-Polka“. Vorsicht aber: Wenn’s nach so viel Teufelsmusik an der Tür klopft, sind es vielleicht gar nicht die Nachbarn, die sich über die Lautstärke beschweren wollen… (1998/2014, Pressung aktuell)