Rezension
Zwar ist „Fallen Angels“ eine direkte Fortsetzung von Dylans 2015er Sinatra-Hommage „Shadows In The Night“, doch ist das Sequel (so etwas kommt ja nur selten vor) in diesem Fall das bessere Werk! Der Meister klingt wesentlich entspannter, scheint sich in den alten Tin Pan Alley-Songs mehr zuhause zu fühlen als auf dem Vorgänger – und er singt sie souveräner. Und treffsicherer: Zwar gibt die nun einmal marode Stimme auch hier gelegentlich Misstöne von sich, die zu einem Johnny Mercer-Song eben nicht so gut passen wie zu einem Hank Williams-Song (oder auch einem von Bob Dylan), aber man ist eher geneigt, darüber hinwegzuhören. Zum einen, weil er einen mit der gut gewählten Einleitung bereits auf seine Seite gezogen hat, zum anderen, weil die Stimme hier erstaunlicherweise eben wirklich intakter klingt als auf „Shadows“. Und den Rest reißt die Band heraus, die noch wunderbarer swingt als beim letzten Mal und überdies durch Session-Legende Dean Parks erweitert wurde (einer der großen unbesungenen Gitarrenhelden). Ob Dylans Interpretationen des Great American Songbook nun wirklich das genialische Meisterwerk darstellen, als daß sie weite Teile der Musikpresse anlässlich von „Shadows“ dargestellt hatten, lassen wir weiter dahingestellt. Aber „Fallen Angels“ ist zumindest eine sehr schöne, sehr sympathische Platte. (2016)