Mit der Veröffentlichung seines ersten Soloalbums einher ging McCartneys zwar korrekte, doch mit dem Rest der Band nicht abgesprochene Bekanntmachung über das Ende der Beatles. Ein Grund für viele, vor allem natürlich die Lennon-Fraktion, den Alleingang (ein echter: in seinem Heimstudio aufgenommen, McCartney spielte so gut wie alle Instrumente selbst) in der Luft zu zerreißen. Angriffsfläche bot er genug, angefangen bei der einleitenden kurzen Liebeserklärung an „Lovely Linda“. Natürlich wurde das Album aller Häme zum Trotz dennoch ein Hit; der Mann war schließlich populär genug. Aber erst viele Jahre später wurde die Musikwelt dem Werk gerecht, sein naiver Charme gewürdigt – und die dahinterstehende Pioniertat: Für eine viel spätere Singer/Songwriter-Generation wurde „McCartney“ zur Blaupause für eine Ästhetik der Selbstproduktion. Denn in Wirklichkeit handelt es sich hier um nichts weniger als die Erfindung des Indie-Pop – ausgerechnet vom damals wohl erfolgreichsten Mainstream-Musiker überhaupt! (1970/2017)