Rezension

Sie ist das größte Pop-Phänomen unserer Zeit – die Szenen, die sich abspielen, wenn sie irgendwo auftritt, lassen sich eigentlich nur mit der Beatlemania vergleichen. Sie wurde durch einen Song („Ocean Eyes“) bekannt, den sie auf SoundCloud gestellt hatte, der Rest ist bereits Geschichte. Und sie ist for real, kein Produkt der Musikindustrie. Sie schickte die Koautoren und Superproduzenten, die man ihr für ihr Albumdebüt zur Seite stellen wollte, allesamt zum Teufel, schreibt ihre Songs weiterhin selbst und nimmt sie mit ihrem großen Bruder Finneas in dessen Zimmer im elterlichen Einfamilienhäuschen auf. Es sind Lieder, die großes individuelles Songwriting (das man heute im Mainstream nur noch selten antrifft, weil alle an denselben Popakademien studiert haben) mit dem Sound der Gegenwart verknüpfen. Finneas O’Connor erweist sich dabei als kongenialer Partner, dessen digitale Klanglandschaften eine erstaunlich natürliche Umgebung für die Stimme und die Songs seiner Schwester sind. Das ist Pop für die Gegenwart, und Billie Eilish schickt sich an, den Pop-Thron zu erobern. Charisma genug hat sie jetzt schon (mit 17!), Talent sowieso. Mindestens das kommende Jahrzehnt wird ihres sein. (2019)