Rezension
Sie beide sind Poeten, Lyriker auf ihrem jeweiligen Instrument: Der polnische Violin-Magier Adam Bałdych ebenso wie der beinahe doppelt so alte Flügelhornist und Trompeter Paolo Fresu. So eng verwandt sind ihre Tonsprachen, daß es fast schon erstaunen muß, daß Bałdych (der in dem Dutzend Jahren seit seinem Debüt etwa mit den Pianisten Helge Lien, Iiro Rantala oder Yaron Herman, aber auch mit dem Cellisten Vincent Courtois gearbeitet hat) Fresu erst jetzt um eine Kooperation gebeten hat. Vielleicht hinderte ihn zuvor der Respekt vor dem Legendenstatus des Sarden; als er jenen aber auf einem Festival auf dessen Heimatinsel kennenlernte, spürte er die Seelenverwandtschaft sofort. Daß er sich die nicht einbildete, kann man hier hören. Ebenso – einmal mehr – was für eine wunderbar universelle Sprache Musik doch ist, denn der für seinen „mediterranen“ Jazz gerühmte Fresu integriert sich mit vollkommener Selbstverständlichkeit in das polnische Ensemble. Und die tiefgehenden Zwiegespräche mit Bałdych zählen zu den schönsten Momenten in seiner so langen wie exzellenten Diskographie. Ein außergewöhnlich schönes Album. (2021/2022)