Rezension
Man würde zunächst wetten: Eine vergessene Singer/Songwriter Perle aus den frühen 70ern. Sogar die Cover-Ästhetik würde passen. Doch hört man genauer und studiert die (beiliegenden) Texte, so stellt man fest: Luke Roberts ist zwar nah an den Wurzeln (und an großen Vorbildern wie Townes Van Zandt), außerdem kann der Mann mit einer Akustikgitarre umgehen wie ein alter Meister (Mississippi John Hurt käme da in den Sinn); aber das Erscheinungsjahr kann so lange nicht zurückliegen: Die Schule Will Oldham / Bill Callahan offenbart sich schnell als ebenso präsent wie die Tradition. Sparsam, aber sehr effektiv arrangiert mit Harmonika, Fiddle (göttlich: Billy Contraraz), gelegentlich einer zweiten Stimme (Emily Sunblad) sowie ein einziges Mal in voller Bandbesetzung („His Song“, mit einer wundervoll gebrochenen E-Gitarre) sind diese neun Lieder, nach denen man sehr schnell süchtig werden kann. Mit seinem zweiten Album hat Roberts sich jedenfalls in die Spitzenliga dieser Songwriter-Generation gespielt. Würde Johnny Cash noch leben, könnte man sicher sein: Auf der nächsten „American Recordings“ wäre mindestens ein Roberts-Song… (2012)