Rezension
Zum zweiten Mal nach dem 1996 erschienenen „Dance Hall At Louse Point“ veröffentlichten Polly Jean Harvey und ihr langjähriger Weggefährte ein Album, auf dem sie beide gleichberechtigt auf dem Cover stehen. Eine Rückkehr zum Sound der Parish-Produktion „To Bring You My Love“ war es aber keineswegs, auch wenn die krachenden Gitarren im Eröffnungssong „Black Hearted Love“ zunächst diesen Eindruck erweckten. Das vorangegangene, unheimlich-intime Solo-Album „White Chalk“ gehörte nun mit zur Entwicklung dieser außergewöhnlichen Künstlerin, die niemals einen Schritt zurückgeht – und so finden sich auf diesem Album auch etliche Momente, die daran anknüpfen. Momente, die sich wunderbar reiben an den experimentelleren, sperrigeren Musikbeiträgen Parishs (der sich vor allem in der zweiten, instrumentalen Hälfte des Titelsongs richtig schön austoben durfte). Harvey spuckte und fluchte wieder, aber sie leistete sich auch Verletzlichkeit. Was das Verstörungspotential dieses nicht sehr Pop-kompatiblen Werkes eher erhöht als dämpft… – Für Originalpressungen ist inzwischen ein grüner Schein fällig. (2009/2021)