Rezension
Natürlich rechnete niemand damit, daß der Predigersohn David Eugene Edwards uns plötzlich vom Paradies, von Milde und Vergebung erzählt – aber „Refractory Obdurate“ ist selbst für seine Verhältnisse ein besonders düsterer Brocken. Weit weg vom Gothic Country seiner frühen Alben unter dem 16 Horsepower-Moniker, finden wir Edwards hier umgeben von tosenden Gewitterstürmen aus elektrischen Gitarren: Auch wenn Edwards‘ altertümliches Banjo immer noch hörbar ist, darf man dieses ziemlich gewaltige Werk durchaus eher dem Metal- denn dem Folk-Genre zurechnen. Das Armageddon rückt näher, und niemand predigt es eindrucksvoller, plastischer als Edwards: Wo die Hölle bei den meisten Vertretern der besonders lauten und bösen Rock-Schule zum bloßen Show-Effekt wird, ist sie bei Edwards eine äußerst lebendige Vorstellung, und wenn er Salome und König David in den Zeugenstand ruft, ist das kein dramaturgischer Trick, sondern bitterer Ernst. Und wer das Alte Testament so kennt wie er, wird sich mit satanistischem Kinderfasching ohnedies nicht lange aufhalten. Selbst die frühen Black Sabbath-Alben können da im direkten Vergleich nur wie ein naiver Spaß wirken. Bei Edwards geht es immer um alles, und wenn das steigerbar sein sollte, dann hatte er es mit diesem Album geschafft… Erschütternd, nach wie vor. – Neupressung. (2014/2021)