Rezension
„Big Vicious“ ist nicht nur der Name des Albums, sondern auch der Band, die der Trompeter bereits vor einigen Jahren gründete, kurz nachdem er 2013 seinen dauernden Wohnsitz von den USA wieder in seine alte Heimat Israel verlegt hatte. Die Mitglieder haben zwar alle einen Jazz-Hintergrund, aber viele waren inzwischen „fremdgegangen“, in die unterschiedlichsten Richtungen: Electronica/Ambient, R’n’B und Funk, Trip Hop, Pop und psychedelischer Rock. Und sie brachten ihre aktuellen Tätigkeitsfelder alle mit – weswegen man hier von atmosphärischen Klangflächen bis zu für eine ECM-Veröffentlichung schon sehr körperlichen Grooves so ziemlich alles erleben kann. Die Kompositionen sind denn auch sehr songorientiert und reich an Melodien, die hängenbleiben. Zwei bemerkenswerte Coverversionen enthält das Programm auch: Massive Attacks „Teardrop“, bei dem Cohens Trompete ganz wunderbar Elizabeth Frasers Gesangslinie übernimmt – und eine in ihrer Andersartigkeit schon fast als Eigenschöpfung zu betrachtende Bearbeitung von Beethovens Mondschein-Sonate, ebenfalls eine Glanznummer für Cohen als Solisten mit einem nicht nur hier buchstäblich singenden Trompetenton. (2020)