Rezension
Verschrobenheit und Eleganz gingen bei Neil Hannon schon immer Hand in Hand, und natürlich kann man mit so einer Mischung nur im Vereinigten Königreich Erfolg haben, sogar noch 20 Jahre nach dem Britpop-Boom (das 2016er Album kletterte bis auf Platz 7 der UK-Charts!). „The Synthesiser Service Centre Super Summer Sale“ und „Philip And Steve’s Furniture Removal Company“ (letzterer handelt von einer Entrümplungsfirma, die die notorisch geldknappen Jungkomponisten Philip Glass und Steve Reich um 1960 in New York betrieben haben sollen!) sind wohl die seltsamsten Songs auf diesem Album, aber auch der Titelsong oder „Infernal Machines“ sind durchaus eigenartig und klingen stellenweise wie etwas, das jemand im Archiv der Residents gefunden hat. Aber natürlich sind da auch wieder diese großen Hannonschen Popmomente wie in „Norman And Norma“ oder „Feather In Your Cap“, in dem jener vorführt, daß er seinen Edel-Kammerpop auch auf rein elektronischer Basis erschaffen kann. Aber „Office Politics“ ist nicht nur ein musikalisches Statement, sondern auch ein politisches Album: Es geht, vereinfacht gesagt, um die schöne digitale Zukunft, das Aufgehen der Arbeiterklasse im Prekariat, die Abschaffung der Menschen durch sich selbst. Hannon erläutert das anhand so eindrücklicher wie eigenwilliger Bilder. In Texten und Melodien, die sich wohl niemand sonst ausdenken könnte. (2019)