Johnny Cash

American V – A Hundred Highways

Label/AN:  American Recordings, 5344168
Format:  LP 180g

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Rezension

Er hat einfach immer weiter gemacht, solange er konnte. Songs aufzunehmen war nach dem Tod seiner geliebten June der einzige Grund für den kranken alten Mann, morgens noch aufzustehen. Dieses fünfte Album der „American Recordings“-Serie, die das bislang erschütterndste und großartigste Vermächtnis eines Popmusikers darstellt, ist buchstäblich ein posthumes: Nicht nur, daß Produzent Rick Rubin es nach dem Tod Cashs fertiggestellt hat, der Sänger selbst hatte mit dem Leben bereits abgeschlossen. In Frieden: Es ist offensichtlich, daß Johnny Cash sich auf den Tod gefreut hat. Der tief religiöse Mensch war sich sicher, seine Frau wiederzusehen – es ist unschwer zu erraten, wem die Zeile „I’ll meet you further on up the road“ gilt (der Song stammt von Bruce Springsteens „The Rising“, jetzt gehört er Johnny und June Carter Cash). Diesen letzten Worten haftet nichts von der Düsternis der letzten beiden LPs an (wobei die Gelöstheit schon auf „Man Comes Around“ immer wieder durchschimmerte). Kein „Mercy Seat“ hier, kein „Hurt“. Der Abschied ist bereits vollzogen, „A Hundred Highways“ ist ein Winken aus dem fahrenden Zug. Ohne Reue, ohne Angst. Cashs Stimme mag noch brüchiger sein als auf dem Vorgängeralbum, schwach ist sie nicht. Dies ist das Album eines Menschen, der weiß, wirklich weiß, daß er bald nach Hause kommt. Die einfache Botschaft ist: Trost. „I’m Free From The Chain Gang Now“ singt er ganz am Schluß. Das ist keine Floskel. Er meinte es so. (2006/2014)

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