Rezension
Mit Michaela Anne hat nun eine der talentiertesten Songwriterinnen im zeitgenössischen Country auch ihre Heimat auf dem Yep Roc-Label gefunden, der heute ersten Adresse für amerikanische Roots Music. Natürlich ist der Trick mit dem Hall auf Streichern, Pedal Steel und Stimme nicht neu – aber damit er so funktioniert, muß er eben passen, und das tut er hier. Annes Songs sind klassischer Country – gleichzeitig schlicht und episch, und von dieser schwer greifbaren Traurigkeit durchzogen. Auch die Texte haben das Zeug zu Klassikern: „While your eyes are burning holes in me / I can’t fight a flame that you stoke / I’m not the fire / I’m just the smoke.“ Das hätte Dolly Parton auch nicht besser schreiben können. Daß sie auch hochkarätigen Pop machen kann, deutet Anne etwa in „One Heart“ an: So hätten Fleetwood Mac in den 80ern klingen können, wenn Daniel Lanois sie produziert hätte. Mit der neuen Labelheimat darf man davon ausgehen, daß Annes Diskographie fortan nicht mehr im Verborgenen stattfindet (immerhin ist dies bereits das vierte Album). Man freut sich jetzt schon auf deren Fortsetzung. (2019)