Rezension
Stellen Sie sich eine Kreuzung vor aus spätem Coltrane und dem „Hair“-Musical und mischen noch reichlich Soul darunter – dann haben sie eine sehr grobe Idee von diesem, mit Verlaub, echt abgefahrenen Album. Der Pianist Harold McKinney, Jahrgang 1928, war seit der Bebop-Ära eine wesentliche Kraft der Detroiter Jazzszene gewesen und neuen Strömungen gegenüber immer aufgeschlossen – wovon man sich hier überzeugen kann. Anfang der 70er gründete er das Ensemble The Creative Profile, mit acht Stimmen, drei Schlagwerkern, Bass und den großartigen Bläsern Marcus Belgrave und Wendell Harrison. McKinney selbst bedient diverse Tasteninstrumente, darunter auch einen Moog-Synthesizer – der allerdings nach der zweiminütigen Miniatur „In The Moog“ vermutlich in Flammen aufging. Die Hauptwerke hier sind „Ode To Africa“, „Freedom Jazz Dance“ und „Dolphin Dance“, irrwitzige Deep Jazz-Meisterwerke von kaum zu bändigender Energie. Die vergleichsweise konventionelle Hard Bop-Nummer „Out Of The Blues“ wäre auf jedem Blue Note-Album der frühen 60er ein Highlight gewesen, hier ist sie so etwas wie ein Ruhepol. Ein Wahnsinn von einem Album – für dessen 1974er Originalpressung auf dem kleinen lokalen Tribe-Label man schon lange sehr tief in die Tasche greifen muß… (1974/2018)