Die Aufnahmen, die Lonnie Johnson zwischen 1925 und 1932 vor allem für das OKeh-Label machte, waren grundlegend für die Rolle der Gitarre in Blues, Jazz und Rock’n’Roll. Johnson definierte wie kein zweiter in seiner Generation, wie das Instrument einzusetzen war. Im Unterschied zu den meisten Vätern des klassischen Blues hört man in Johnsons Spiel stets, daß er eben nicht vom Land kam, sondern – trotz rauher Jugend und harter Broterwerbs-Jobs – mit städtischer Kultur verwachsen war. Damit war er ’näher‘ an den urban geprägten Musikkulturen, die die nächsten Jahrzehnte hervorbringen sollten. Tatsächlich hört man in seinem Spiel Licks, die die Rock’n’Roll-Pioniere der 50er praktisch unverändert übernahmen und die noch heute zum Handwerkszeug eines Rock-Gitarristen gehören! Wie die meisten Helden der ersten Blues-Generation verschwand allerdings auch Johnson während der 50er Jahre in der Obskurität, wurde aber alsbald wiederentdeckt – und gefeiert. Die Aufnahmen, die er ab 1960 etwa für das Prestige-Sublabel Bluesville machte, sind durchweg exzellent; gleiches gilt für diese Session mit Otis Spann am Klavier, die er am 16. Oktober 1963 für das dänische Storyville-Label aufnahm, von jenem als sechster Teil in seiner ambitionierten „Portrait In Blues“-Reihe veröffentlicht. Auf diesen Alben nämlich läßt sich die beispiellose Pionier-Rolle des Lonnie Johnson in fabelhafter HiFi-Qualität nachvollziehen… (1963/2008)