Rezension
Mit Mitte 50 ging der Dirigent erstmals überhaupt mit einem Tschaikowsky-Werk ins Studio; seither nicht mehr – was angesichts seiner einzigen Aufnahme mit Musik des großen russischen Romantikers ein echter Jammer ist. Rattle entwirft hier einen bemerkenswert schlanken Tschaikowsky, ohne dabei auf die notwendige Dramaturgie zu verzichten. Schon die Delikatesse der Ouvertüre ist stupend; das klingt, als wäre es von Mendelssohn. Und vielleicht sollte man es grundsätzlich genau so spielen. Dieser „Nußknacker“ ist jedenfalls gut geeignet, manch ein Tschaikowsky-Klischee zu überdenken. Rattle gelingt es, kindliche Verspieltheit und glasklare Strukturen unter einen Hut zu bringen, das Ergebnis ist ein „Nußknacker“ für die Götter. Schön, daß es den nun doch auch auf Vinyl gibt! (2010/2020)