Rezension
Auf seinem dritten Album – dem ersten für ECM , aufgenommen während einer kurzen Pause der jüngsten Europa-Tour seines Quartetts – erreicht die Verschmelzung östlicher und westlicher Musiktraditionen einen neuen Grad an Subtilität. Mehr denn je läßt Tzurs Spiel auf dem Tenorsaxophon in seiner Leichtigkeit und Grazilität an eine Flöte denken, was sicherlich dem Studium der klassischen indischen Musik bei dem Meisterflötisten Pandit Hariprasad Chaurasia geschuldet ist. Seine schon die früheren Alben prägende neuentwickelte Technik, die es ihm ermöglicht, indische Mikrotonalität auf dem Saxophon umzusetzen, kommt hier in einer Unaufdringlichkeit zum Einsatz, daß man sie kaum bemerkt. In Pianist Nitai Hershkovitz, dem griechischen Bassisten Petros Klampanis und vor allem Drummer Jonathan Blake hat Tzur ideale Partner gefunden, die seinen „Middle Path“ mit ihm gehen. Musik, so innovativ wie wunderschön. (Und, ich kann’s mir nicht verkneifen: Jan Garbarek würde vermutlich morden, um nur fünf Minuten so klingen zu können.) (2020)