Khatia Buniatishvili

Kaleidoscope

Weitere Werke:  Modest Mussorgski: Bilder einer Ausstellung / Maurice Ravel: La Valse / Igor Strawinski: Drei Sätze aus "Petruschka"
Label/AN:  Music On Vinyl, MOVCL66
Format:  2 LP 180g

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Rezension

Kaum eine Veröffentlichung der georgischen Ausnahmepianistin hat die Kritik derart polarisiert. Kein Wunder, denn ihre Interpretation von Mussorgskys wohlbekanntem Zyklus darf man wohl als extrem bezeichnen, in der Wahl der Tempi – mal sich schier überschlagend, mal fast zum Stillstand kommend – ebenso wie in bezug auf die Dynamik. Bunyatishvilis Ausstellungs-Besucher betrachtet die Bilder nicht einfach kontemplativ, er wird von ihnen überwältigt. Gerät in tiefes Grübeln beim Anblick des „Alten Schlosses“, wird von den spielenden Kindern in den „Tuilerien“ in ihr Treiben hineingezogen. Sie macht jede spontane Empfindung ob der Betrachtung der Bilder erlebbar, auch in den Überleitungen, in denen der Besucher spürbar tief in Gedanken seinen Platz verläßt und zum nächsten Bild weiterzieht. Ihre sagenhafte Technik und ihr immer wieder beeindruckendes Talent für Tonbildung stellt sie vollkommen in den Dienst der musikalischen Idee; schon lange hat man keine so treffende Umsetzung von Franz Liszts Forderung nach einer transzendenten Virtuosität mehr gehört. Ravels „La Valse“ in dessen eigener Klavierfassung spaltete die Rezensenten noch mehr; die einen meinten, einen Tanz inmitten eines Kriegsgebietes zu hören, die anderen erlebten einen halluzinatorischen Traum. Auch hier ist es vor allem ihr extremer Umgang mit Tempi, der zum einen wie zum anderen Schluß führt: Es gibt keinen grundlegenden Puls; aber Ravels eigener Idee eines Zerrbildes des Wiener Walzers, einer „fantastischen und tödlichen Art des Derwischtanzes“ dürfte Bunyatishvilis Umsetzung doch eigentlich sehr nahekommen. In den abschließenden drei „Petruschka“-Sequenzen nutzt sie abermals alle Möglichkeiten der Partitur, die puppenhafte Motorik ebenso wie die meditativen Passagen, die man so vielleicht noch nie wahrgenommen hat; einen solchen Klangfarbenreichtum hat man in einer Klavierfassung vielleicht noch nie erlebt. Selbst dann, wenn man ihre fraglos extreme Auffassung aller drei Werke nicht immer teilen sollte – derart mitreißende musikalische Erlebnisse sind äußerst selten. (2016/2021)

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