Rezension
Gleich doppelt wird zu Beginn der Aufstieg aus der Asche beschworen, mit Josef Strauß‘ „Phönix-Marsch“ und dem seltenen „Phönix-Schwingen“ des Walzerkönigs Johann jr (zwei von sechs Repertoire-Premieren in diesem Rahmen). Eine – verfrühte, leider – Hoffnung auf das Ende der Pandemie, die so viele Konzerte verhinderte. Immerhin aber konnte in diesem Jahr unter entsprechenden Auflagen wieder vor Publikum gespielt werden! Es ist Daniel Barenboims drittes Neujahrskonzert und hoffentlich nicht sein letztes – immer wieder fasziniert seine Sensibilität im Umgang mit den Wiener Tänzen und Märschen. Man kann das sicherlich mit mehr Blut und Paprika dirigieren, fleischlicher. Aber kaum mit mehr Luft und Transparenz. Daß dies nicht im Widerspruch steht zum tänzerischen Charakter, dafür sorgt Barenboims unfehlbares Gefühl für die Materie; als Idealbeispiel mögen seine „Morgenblätter“ dienen. Oder die „Sphärenklänge“, die ihren Titel wohl selten so sehr verdient haben. Doch auch sein „An der schönen blauen Donau“ muß von all den vielen existierenden Aufnahmen fortan zu den faszinierendsten gezählt werden! (2022)