Rezension

Was kann man machen, wenn man das perfekte Pop-Album schon aufgenommen hat? Bei „Rumours“ hängt die Meßlatte heute noch, in qualitativer wie kommerzieller Hinsicht. War jenes Lindsay Buckinghams „Pet Sounds“, so ist „Tusk“ sein „Smile“ – mit dem Unterschied, daß Buckingham an der sich selbst gestellten Aufgabe nicht zerbrach und das Werk (das zwar überwiegend aus seinen Songs, jedoch auch aus einigen hervorragenden Beiträgen der Damen Nicks und McVie besteht) fertigstellte. Es wurde ein einzigartiges Album, erratisch und vielleicht überambitioniert, viele Jahre lang letztlich unverstanden und in den Verkaufszahlen zwar kein Flop, doch deutlich hinter dem Vorgänger zurückbleibend. Doch in Songs wie „Walk A Thin Line“ gelang es Buckingham, Pop noch weiter zu transzendieren; der Titelsong mit seinem nach vorne gemischten Schlagzeug und dem ins Irrsinnige kippenden zweiten Teil war wahrscheinlich der absurdeste Radio-Hit seines Jahrgangs; überhaupt ist es die Inhomogenität des Albums, die seine Faszination ausmacht: Der Wohlklang wirkt meist unwirklich, da ist stets eine unterschwellige Spannung, und immer wieder wird deutlich, daß sich der Brian Wilson-Bewunderer Buckingham der popmusikalischen Gegenwart (Punk und New Wave) absolut bewußt war. Ein Mysterium von einem Album, das man wahrscheinlich nie ganz wird erschließen können… (1979/2021)