Nein, kein Rückzug ins Private: „Privateer“ ist das englische Wort für Freibeuter. Für Mark Knopfler hat das Leben als Rockmusiker viel damit zu tun: Immer auf Tour, immer auf sich selbst gestellt. Wobei man wird anmerken dürfen, daß er selbst wohl kaum noch einen klapprigen Van wie den auf dem Cover für seine Tourneen nutzt, aber: Er hat mal so angefangen, „dire straits“ bedeutet nicht umsonst so viel wie „arge Notlage“ im Sinne von „völlig pleite“ – er weiß also durchaus, wovon er spricht. Nach wildem Piratenleben freilich klingt das neue Werk (sein längstes bislang: die Songs scheinen ihm nur so zuzufliegen) nicht. Knopflers Musik entspricht immer mehr einem ruhigen Fluß, und die Mischung aus Blues, britischem Folk und immer weniger Rock’n’Roll, gewürzt mit Knopflers unaufgeregter Stimme, seinem Gitarrenspiel wie flüssiges Silber und leise wummernder Hammond B-3, hat durchaus therapeutische Wirkung. Insofern kann man Mark Knopfler vielleicht doch als einen Piraten sehen – zumindest als einen Outlaw, der sich in seiner Musik unserer hektischen, immer lückenloser ausgefüllten Zeit konsequent verweigert. Mit einigem Erfolg. (2012)