Rezension
Ein Konzeptalbum über den menschlichen Körper, wobei nicht nur dessen greifbare Teile auf sehr poetische Weise gewürdigt werden (Mund, Ohren, Augen, Hüften, Finger), sondern auch der Geist und etwas, das Spalding als „solar portal“ bezeichnet. Nicht-Esoteriker sollten sich aber dadurch nicht abgeschreckt fühlen! Denn vor allem ist dies ein Album voller faszinierender Musik, so kaleidoskopisch wie das Coverartwork. Mit Jazz hat das ebensoviel zu tun wie mit progressivem Rock, mit Folk und R’n’B: Bei Spalding kann kein Genre ein anderes ausschließen; alles gehört zusammen, fließt ineinander über. Daß diese Songs bei aller Komplexität niemals verkopft wirken, ist nicht zuletzt ihrer Stimme zu verdanken: Spalding singt die eigenwilligsten Texte und Melodien mit einer Stimme, als seien es jedem vertraute Traditionals, wenn nicht gar Kinderlieder. Bei so ziemlich jeder anderen Sängerin klänge dieses Album anstrengend; hier aber kann man sich allen Wendungen zum Trotze getrost dem Flow überlassen. (2019)